Die ganze Nacht regenet es, mal wie aus Kübeln, mal nur leicht nieselnd. Als ich gegen 9:30 Uhr aufstehe, rührt sich im Alkoven noch nichts. Ich räume ein wenig auf und krabble ins Führerhaus, um das Navi für die Weiterfahrt zu programmieren. Plötzlich steht ein Paar vor unserem Wohnmobil und der Mann fragt mich, ob ich ihn kennen würde. Im ersten Augenblick bin ich übertölpelt. Gerade vor zwei Minuten habe ich auf dem iPhone eine Email von Klausimaus gelesen und jetzt stehen er und seine Frau vor mir. Lübeck ist Klaus‘ Heimatstadt hat er mir geschrieben. Sie wohnen bei Ratzeburg und laden uns ein, heute vorbei zu kommen. Wir unterhalten uns ein wenig und verabschieden uns dann wieder. Die Kinder sind inzwischen wach. Auf der Karte stellen wir aber fest, dass Ratzeburg überhaupt nicht in unserer Richtung liegt. Wir möchten weiter nach Travemünde und dann nach Kiel. Klausimaus: nochmals vielen Dank für die Einladung, aber es zieht uns jetzt etwas hinüber zur Nordsee. Die Kinder wollen Wattwandern und Muscheln suchen.
Zunächst brauchen wir aber Brötchen fürs Frühstück. Im strömenden Regen verlassen wir Lübeck Richtung Travemünde. Unterwegs säumen plötzlich Mautschilder den Straßenrand und ehe ich mich versehe, stehe ich an einer Mautstation. 6,30€ verlangt man von mir – wegen der drei Achsen. Ich frage, mit welcher Berechtigung hier Maut verlangt werde. Wegen des Tunnels, lautet die Antwort. Hallo? Bin ich noch in Deutschland? Was soll das denn? Bezahlen wir nicht schon genügend Kfz- und Mineralölsteuer? Der Tunnel ist dann auch reichlich kurz. Der Preis erscheint mir, selbst wenn der Tunnel privat finanziert wäre, völlig überzogen.
Wir erreichen Travemünde im Regen. Zuerst kaufen wir Brötchen und frühstücken. Danach suchen wir uns einen Parkplatz in Hafennähe. Hier in Travemünde scheint heute auch eine Veranstaltung zu sein, jedenfalls sind einige Straßen gesperrt und man sieht aufgebaute Buden und Stände. Fabian hat mal wieder keine Lust, das Wohnmobil zu verlassen. Auch nicht, als ich ihm verspreche, den alten ältesten Leuchtturm Deutschlands zu besichtigen. Nun gut, dann gehe ich eben mit Sarah. Wir ziehen Regenjacken an und nehmen den großen Regenschirm mit.
Der älteste Leuchtturm Deutschlands steht in Travemünde
Am anderen Ufer der Trave liegt ein Viermaster. Bei dem trüben Wetter wirkt er aber unspektakulär
Blick auf die Travemündung
Die Leuchtturmbesichtigung kostet 2€ für Erwachsene und für Kinder bis 14 Jahren 1€. Vier Euro verlangt der Leuchtturmwärter von mir. Ich sage ihm, dass Sarah erst 14 ist. Er antwortet: deswegen. Wenn Kinder von Kindern bis 14 die Rede sei, dann seinen Kinder bis 13 gemeint. So eine dummdreiste Behauptung habe ich noch nie gehört. Ich habe jedoch keine Lust, wegen einem Euro mit diesem „Leuchtturmwärter“ weiter zu diskutieren. Ich bezahle die vier Euro, erkläre aber sehr deutlich, was ich davon halte. Der Turm ist höher, als er von außen den Eindruck macht. Jedenfalls ist der Aufstieg ziemlich anstrengend. Von oben sieht man aber sehr gut hinaus auf die Ostseeküste und hat die Travemündung wunderbar im Blick.
Sarah hat hier oben überhaupt keine Höhenangst
Auf der Trave fährt ein auf alt getrimmtes Holzschiff vorüber. Merkwürding ist nur, dass es trotz eingeholter Segel konstante Fahrt macht…
Blick auf Travemünde
Auf den Etagen des Turms gibt es jeweils kleinere Ausstellungen rund um historische Leuchtturmtechnik
Nachdem man aber einmal die Runde fotografiert hat, gibt es nicht mehr viel zu sehen und wir steigen wieder hinab. Nach dem Besuch im Leuchtturm schlendern wir etwas am Ufer der Trave entlang. Schon bald beginnt es wieder stärker zu regnen und nun kommt under Schirm zum Einsatz. Die Veranstaltung entpuppt sich als Flohmarkt. Die Verkäufer sind ob des Regens sichtlich genervt. So macht ein Flohmarktbesuch keinen Spaß und wir kehren schon bald zum Wohnmobil zurück. Wohl wissend, dass Travemünde bei diesem Wetter nicht unser heutiges Etappenziel sein wird, haben wir nur ein einstündiges Parkticket gelöst.
Flohmarkt im Regen
Papa mit mobilem Zirkuszelt
Unsere Fahrt geht weiter. An einem großen Einkaufszentrum halten wir an, um etwas einzukaufen. Was will man bei solchen Dreckswetter auch sonst tun? Viel brauchen wir aber nicht und wir fahren bald weiter. Wir sind jetzt auf dem Weg nach Kiel. Unterwegs halten wir an einem Wanderparkplatz im Wald, um zu Mittag zu essen. Es ist inzwischen immerhin schon 16:00 Uhr. Anschließend vergammeln wir hier noch jede Menge Zeit. Erst um 19:00 Uhr setzen wir die Fahrt fort. Schlafen möchten wir hier nicht. Es fahren doch zu viele Autos vorbei.
Einen Schlafplatz finden wir auf einem Rastplatz bei Preez. Bis Kiel möchte ich heute nicht mehr fahren.