Donnerstag, 7. August 1997

Wir packen zusammen und brechen nach vielen Verabschiedungen von sämtlichen Nachbarn gegen Mittag auf.

"Der Papa filmt mich immer"

"Mich auch, aber das läßt mich kalt"

Als wir den Campingplatz verlassen möchten, hält uns Norbert nochmals an und fragt uns, was wir davon halten würden, nächstes Jahr drei Wochen gemeinsam über den Peleponnes zu reisen. Offensichtlich hat Regina unsere Reiselust beeindruckt. Außerdem müssen wir sympatisch genug erschienen sein, daß sie es sich vorstellen können, drei Wochen Urlaub mit uns zu verbringen. Mal sehen …

Ein Fischerboot in Koroni

Die Toilette und der Abwassertank sind leer, der Frischwassertank und die Batterien sind randvoll. Derartig versorgt sind wir die nächsten Tage von den Campingplätzen unabhängig.

Zunächst fahren wir die Ostküste des ersten Fingers über Koroni entlang, um danach weiter an der Küste entlang Kurs auf den Mittleren Finger, die Mani zu nehmen.

Eine verfallene Ortschaft abseits der Straße

Unterwegs überholt uns ein gelber Campingbus aus Österreich mit dem Kennzeichen Graz Umgebung. Als wir wenig später in einer Ortschaft Halt machen, um einzukaufen, steht dieser Bus auch an der Straße. Es entwickelt sich ein kurzes Gespräch, in dessen Verlauf uns der Familienvater dieser Familie erzählt, sie seien auch auf dem Weg auf die Mani und werden am nächsten Tag die Tropfsteinhöhen von Pirgos Tirou besichtigen.

Nach erledigtem Einkauf fahren wir weiter. Wir kommen in die große Stadt Kalamata. Angesichts der Tatsache, daß wir für die verbleibenden drei Urlaubswochen nur noch vier leere Videokassetten haben, beschließe ich, das Fahrrad abzuladen und sich in der Stadt auf die Suche nach einem Geschäft zu machen, daß DV-Kassetten führt. Hier in Kalamata sind die Chancen, derartige Kassetten zu finden, am größten. Nach einigem umherirren frage ich in einem Fotogeschäft nach. Der Inhaber kennt das Videoformat, führt es jedoch nicht. Freundlicherweise greift er zum Telefon und fragt im Video-Spezialgeschäft von Kalamata nach. Auch dort gibt es keine DV-Kassetten. Ich erhalte den Tip, es in der nahegelegenen Sony-Servicestation zu versuchen. Dort kennt man jedoch das Kassettenformat nicht einmal und bestreitet sogar, daß es eine Videokamera von Sony mit diesem Kassettenformat gebe. Eine telefonische Rückfrage bei Sony in Athen macht es zur Gewißheit: das digitale Videoformat hat sich in Griechenland noch nicht durchgesetzt. Somit ist klar: wir müssen beim Filmen sparen.

Traumhafte Landschaften

Wir fahren weiter in Richtung Mani. Trotz des kostbaren Kassettenmaterials müssen wir einige Male anhalten, um die Schönheit der Landschaft auf Video zu bannen, obwohl klar ist, daß derartige Aufnahmen auf einem Fernsehbildschirm betrachtet nicht einmal annähernd die Wirkung des tatsächlichen Anblicks wiedergeben können.

Eine Bungalowsiedlung im Mani-Stil

Bei einem dieser Filmstops gegen Abend – untergehende Sonne, total kitschig – kommt der gelbe Campingbus aus Graz vorbei und hält hinter uns an. Der Familienvater steigt aus und fragt uns, ob wir einen Platz zum Übernachten suchen würden. Wir bejahen dies und er teilt uns mit, daß er zwei Free-Parking-Plätze in der nächsten Ortschaft kenne. Wir fahren ihm daraufhin nach und finden tatsächlich in Limeni einen Platz, an dem schon einige Wohnmobile stehen, direkt am Wasser. Annemarie brät den restlichen Fisch vom Vortag für mich, gemeinsam sitzen wir noch vor dem Wohnmobil in der sternenklaren Nacht, währen die Kinder bereits schlafen. Einer der wenigen kinderfreien Momente in diesem Urlaub. Aber die lange Fahrt fordert ihren Tribut und so gehen auch wir bald darauf ins Bett.