Freitag, 8. August 1997

Ohne Frühstück setzen wir unsere Fahrt fort, denn wir haben kein Brot mehr. Eigentlich beabsichtigen wir, in Areopoli einzukaufen, doch ehe wir uns versehen, sind wir bereits in Pirgos Dirou, der Ortschaft mit den berühmtesten Tropfsteinhöhlen der Welt.

Wir halten beim lokalen Bäcker und kaufen Tyropitta, ein griechisches Blätterteiggebäck mit verschiedenen Füllungen. Danach machen wir uns auf den Weg zu den Höhlen. Dort angekommen stelle ich fest, daß ich bereits vor fünf Jahren, auf meiner letzten Peloponnes-Tour vor dieser Höhle gestanden bin und aufgrund des hohen Eintrittspreises nicht drin war. Tatsächlich: der Eintritt kostet 3.500 Drachmen, das sind ca. 25.- DM. Leider ist Filmen in den Höhlen nicht erlaubt, daher beschließen wir, diesmal von einem Besuch abzusehen. Mit den Kindern wäre der Besuch ohnehin nicht möglich und Annemarie wäre auf die filmische Dokumentation von mir angewiesen gewesen …

Wurde der Turm vom Nachbarn höher, so wurde der eigene einfach "aufgestockt"

Die Bewohner der Halbinsel Mani galten noch im letzten Jahrhundert als besonders kriegerisch und unbeugsam. Keine fremde Macht schffte es, die Manioten vollständig unter ihre Gewalt zu bringen. Dabei kam ihnen die rauhe, steinige Landschaft zugute. Baumaterial gab es zuhauf; die Menschen wohnten in bis zu 20 Meter hohen, mit Schießscharten versehenen Türmen. Nicht nur gegen die Feinde von außerhalb wurde gekämpft: auch untereinander trugen die Manioten ihre Fehden aus. Auf der Mani galt bis in's 20. Jahrhundert das ungeschriebene Gesetz der Blutrache.

Viele der Turmhäuser sind heute unbewohnt. Einige wurden aber sorgfältig restauriert und dienen heute als Pensionen oder Feriendörfer.

Wir setzen unsere Rundfahrt um die Mani fort. Es ist eine besondere Landschaft, die uns sehr beeindruckt. Besonders die allgegenwärtigen Steinmauern und die Wohntürme sind faszinierend.

Unsere Fahrt führt uns bis Porto Kagio, wo die Straße in einer engen Bucht endet. Wohnmobile stehen hier am Strand und nachfolgende Fahrzeuge finden fast keinen Platz zum Wenden mehr. Wir drehen auf dem Parkplatz einer Taverne um, finden jedoch keine Lücke zum Stehenbleiben. Ein Niederländer, der die Nacht zuvor auch auf dem Free-Parking-Parkplatz in Limeni verbracht hat und vor uns hier ankommt, ergattert den letzten Strandparkplatz.

Kein Platz für uns

Deshalb, und auch, weil uns dieser Strand ohnehin nicht sehr begeistert, beschließen wir, nicht über Nacht zu bleiben, sondern unsere Mani-Rundfahrt fortzusetzen.

Porto Kagio liegt in einer fast geschlossenen Bucht

Wieder in Areopoli angekommen, denn hier beginnt und endet jede Mani-Rundreise, fahren wir weiter nach Githio.

Areopoli ist die historische Hauptstadt der Halbinsel Mani. Schon der Name – Stadt des Kriegsgottes Ares – sagt viel über den Charakter der Landschaft und ihrer früheren Bewohner aus.

Laut ADAC-Campingführer gibt es in Githio drei Plätze. Wir besichtigen alle drei, stimmen aber überein, daß uns keiner der drei gefällt. Der letzte Platz würde vielleicht noch in Frage kommen, hier stehen die Bäume jedoch so eng, daß wir uns an unserer Landjacht auf jeden Fall Kratzer zuziehen würden. Man sagt uns zwar, es würde keine weiteren Plätze geben, wir beschließen jedoch, dies selbst zu erkunden und machen uns auf den Weg, weiter die Küste entlang und dann ins Landesinnere Richtung Skala. Unterwegs sehen wir Hinweisschilder für den Campingplatz in Kato Glikovrisi und wir folgen der Beschilderung. Unser Weg führt uns an endlosen Orangenplantagen entlang.

Am frühen Abend erreichen wir den angepeilten Campingplatz. Angesichts der fortgeschrittenen Stunde beschließen wir, hier zu bleiben. Ich bin mit dem Platz nicht einverstanden. Es gibt keine Stellplätze im Schatten, die wir ohne Beschädigung unseres fahrbaren Domizils erreichen könnten. Als ich jedoch zum Duschen gehen möchte und kein Wasser vorfinde, steht mein Entschluß fest: für diesen Platz bezahlen wir keine Drachme. Annemarie stimmt dem zu und so packen wir unsere Kinder wieder ein und verlassen den Platz. Einige Meter weiter machen wir abseits der Straße Halt und duschen uns im Auto. Es ist das Erste Mal, daß wir unsere eigene Dusche benutzen; es funktioniert wunderbar. Nun brauchen wir nur noch etwas zu essen. Die Suche nach dem geeigneten Restaurant – es sollte über einen Parkplatz verfügen, auf dem wir übernachten können – erweist sich jedoch als nicht so einfach. Unsere Suche führt uns zurück nach Skala, der Ortschaft, die wir an diesem Tag bereits durchquert haben. Die Zeit ist mittlerweile so weit fortgeschritten, daß Annemarie panische Angst bekommt, wir würden nichts mehr zu essen finden und ihr könne die Milch für Fabian wegbleiben. In unsrer Not stürzen wir uns auf eine kleine Taverne (oder ist es ein Schnellimbiss?) an der Straße in der Ortsmitte von Skala und bestellen uns das einzige, was es noch gibt: Hühnchen. Der Wirt ist etwas verwundert über unsere Bestellung, denn wir bestellen für jeden ein halbes Hähnchen, wie wir es von zu Hause gewohnt sind. In Griechenland besteht eine Portion jedoch aus einem Stück davon. Tatsächlich finden wir auf der Rechnung später vier Portionen wieder. Die Portionen sind so riesig, daß wir aus den Resten der Mahlzeit noch eine große Portion für Jessica zusammenstellen können. Schließlich hat sie ja auch Urlaub! Nach dem Essen wollen wir nur noch aus dem lauten Ortskern 'raus und schlafen. Wir finden einen geeigneten Platz auf dem Gelände einer Tankstelle.