Montag, 18. August 1997

Morgens gibt es einen erzieherischen Machtkampf zwischen Sarah und ihren Eltern. Sarah sieht absolut nicht ein, daß man "Bitte" sagt, wenn man etwas haben möchte. Wir bleiben stur, und verweigern ihr den Schnuller, um den es in diesem Fall geht. Der Machtkampf endet in diesem Fall unentschieden, denn als Sarah irgendwann einschläft, ohne "Bitte" gesagt zu haben, legen wir einen Schnuller neben sie. Wir haben beide nicht nachgegeben.

Wutanfälle inszeniert Sarah stets äußerst dramatisch. Vielleicht wird sie einmal Schauspielerin?

Zum Frühstück packe ich zwei Stühle und einen Tisch aus. Die Italiener reisen ab, und nach dem Frühstück verabschieden auch wir uns von den Franzosen.

Da wir eine größere Stadt brauchen, um einzukaufen, fahren wir nach Gargaliani. Diese Stadt liegt ca. 15 km von Romanos entfernt. Wir brauchen einige Zeit, bis wir alles für die nächsten Tage zusammen haben. Auch Geld müssen wir wieder holen. Ich löse in einer Bank einen Euroscheck über 45.000 Drachmen ein. Auf der Rückfahrt entledigen wir uns des Abwassers, tanken an einer Strandbar Frischwasser und entsorgen im WC einer Taverne unser Klo. Somit sind wir die nächsten Tage wieder autark.

Zurück in Ramanos fahren wir in Richtung Süden und finden wenige Kilometer weiter die wunderschöne, fast kreisrunde Badebucht von Valdokilia. Auch hier stehen Wohnmobile und wir finden einen angenehm ebenen Stellplatz zwischen mehreren Deutschen. Unser Platznachbar, ein Deutscher aus Dillingen an der Donau erzählt uns, daß bis gestern der ganze Platz mit italienischen Wohnmobilen gefüllt war. Am Nachmittag reisten alle auf einmal ab. Offensichtlich ist doch etwas Wahres an dem Gerücht, daß in Italien die Ferien zu Ende sind.

In Voidokilia stehen wir auf einem absolut ebenen Plateau zwischen der Bucht und einer Lagune

Nachdem ich mit Sarah vom Baden zurück bin, ersteige ich den Berg, der sich zur einen Seite der Bucht erhebt. Dort oben gibt es eine kleine Höhle, die Nestor-Höhle, und auf dem Gipfel befindet sich die alte Burg von Pilos. Es ist ein schweißtreibender Aufstieg, der aber durch eine wunderbare Aussicht belohnt wird. Bei der Burg, von der nicht mehr allzuviel zu sehen ist, gibt es jede Menge Kreuzspinnen. Sie hängen in ihren Netzen zwischen den Bäumen und wer keine Spinnen mag, so wie ich, dem ist bei diesem Anblick nicht sehr wohl in seiner Haut. An einer Stelle muß ich inmitten zweier Bäumen hindurch, zwischen denen drei Spinnen ihre Netze gespannt haben. Ich zähle die Spinnen, bevor ich die Bäume passiere und danach. Erleichtert stelle ich fest, daß es immer noch drei sind, also hat sich keine auf meinen Kopf fallen lassen.

Wem graut es nicht bei diesem Anblick?

Zurück beim Wohnmobil duschen Sarah und ich mit einer Solardusche, die ich hinter dem Wohnmobil aufgehängt habe. Sofort wird der Boden unter der Dusche schlammig. Unser Platznachbar meint, daß man so schnell wie möglich mit dem Wohnmobil verschwinden müsse, wenn es hier regnet, denn sonst bleibe man im Morast stecken und kommen nicht mehr weg. Wir machen uns darüber jedoch keine weiteren Gedanken, denn die letzten Tage hat es nachmittags im Hinterland stets Gewitter gegeben, in Strandnähe hat jedoch nach wie vor die Sonne gescheint. Hier regnet es bestimmt nicht …

Der Aufstieg hat sich gelohnt, denn der Ausblick ist grandios!

Unser Standplatz zwischen Lagune und Bucht

Die Voidokilia-Bucht aus Perspektive der alten Bucht von Pilos

Noch einen Nachteil hat dieser Platz: es gibt sehr viele Stechmücken. Deshalb ziehen wir uns bei Einbruch der Dunkelheit in unser Auto zurück.

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