Montag, 1. Juni 1998

Um 8:30 Uhr stehen wir auf. Die Kinder bekommen einen Kaba und dann geht's weiter. Erst müssen wir einkaufen. Das machen wir am Besten in Petalidi – erstens, weil wir bereits hier sind und zweitens, weil das die größte Stadt in näherer Umgebung ist. Ich hole nochmals Geld am Automaten, denn wer weiß, wann man den Nächsten findet? Nachdem die Einkäufe erledigt sind, setzen wir die Fahrt fort.

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S_p008068.jpg (11526 Byte)Unser nächstes Ziel heißt Koroni. Einer unserer Reiseführer schwärmt von dieser Ortschaft als eine der schönsten Küstenstädte des Peloponnes. Auf der Fahrt dorthin legen wir eine Frühstückspause ein. Der 'Schulz' beschreibt Koroni als den Alptraum jedes Wohnmobilfahrers. Die Straßen sind meist gerade so breit, daß ein einzelnes Fahrzeug hindurch paßt. Tatsächlich muß aber mit Gegenverkehr gerechnet werden. Teilweise versperren parkende Fahrzeuge die halbe Straßenbreite. Zu allem Überfluß muß man als Kapitän eines Alkovenfahrzeugs auch noch auf die Balkone aufpassen, die sehr tief hängen und meist auch schon Spuren von Kollisionen aufweisen. Wir schlängeln uns durch bis zum Hafen, wo man, wie wir aus dem Vorjahr bereits wissen, mit einem Womo am Besten parken kann.

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S_p007996.jpg (14026 Byte)Wir stellen unser fahrbares Appartement ab und trennen uns. Während Annemarie mit den Kindern die Altstadt von Koroni erkunden möchte, mache ich mich auf den Weg zur venezianischen Burg. Treppen führen durch eine Altstadt, wie man sie von Postkarten kennt, hinauf zum Burgtor. Innerhalb der Burgmauern befinden sich einige Wohnhäuser. Vor einem dieser Häuser kehrt ein junges Mädchen das Pflaster und grüßt mich scheu. Als ich an ihr vorüber in die falsche Richtung gehe, spricht sie mich an und deutet in einen anderen Weg. Dort sei die Ruine. Ich danke ihr und folge dem gezeigten Weg bis zu einem Tor an seinem Ende. Auf der anderen Seite des Durchganges steht man auf einem Mauerrest direkt über dem Meer. Die Burgmauern sind teilweise bereits verfallen. Am Fuße der Mauern und im Meer kann man größere Bruchstücke liegen sehen. Ich folge der Außenmauer und stoße auf ein relativ gut erhaltenes turmähnliches Gebäude, an dem ein dunkles Loch meine Aufmerksamkeit erregt, zu dem ein Trampelpfad hinab führt. Es scheint sich um einen Eingang zu handeln.

S_p008014.jpg (6022 Byte)Ich steige hinab und trete in ein riesiges Kuppelgebäude in dessen Mitte eine dicke Tragsäule bis zur Mitte der Kuppel hinauf ragt. Ich hätte es für eine Wasserzisterne gehalten, wenn da nicht die fensterähnlichen Öffnungen auf Bodenhöhe wären. Eine der Öffnungen führt in einen stockdunklen Gang, dessen Boden stark ansteigt.

S_p008024.jpg (15524 Byte)Ich folge dem Gang und stehe nach kurzem Aufstieg auf dem Dach des Kuppelgebäudes. Auch hier oben gibt es eine umlaufende Mauer mit vielen Schußscharten.

Nach einigem Umsehen suche ich den Rückweg aus der Burganlage. Ich finde einen Mauerdurchbruch, der auf einen Friedhof führt. Auch er befindet sich innerhalb der Burgmauern. Direkt in Friedhofsnähe befinden sich mehrere Kirchen und sogar eine kleine türkische Moschee.

Schließlich befinde ich mich wieder außerhalb der Burganlage in der malerischen Altstadt. Eigentlich gibt es hier mehr zu sehen, als in den Ruinen des Kastells. Als ich im Hafen zurück bin, winkt mir Annemarie aus einem nahegelegenen Café zu. Sie sitzt hier mit den Kindern. Sarah zeigt mit ganz stolz einen leeren Eisbecher. Wir besteigen unser Wohnmobil, um die Fahrt wieder aufzunehmen. Sarah geht für ihren Mittagsschlaf ins Bett und pennt bereits nach den ersten Metern ein. Als wir Koroni verlassen haben, sind wir nicht sicher, ob wir den Abzweig nach Faneromeni bereits verpaßt haben. Laut Karte müßte er direkt in Koroni sein. Deshalb wenden wir und fahren zurück. Wie sich jedoch herausstellt, liegt der Abzweig doch außerhalb der Stadt.

S_p008088.jpg (8343 Byte)Uns bleibt jetzt aber nichts anderes übrig als nochmals durch die engen Gassen bis zum Hafen zu fahren, denn eine andere Wendemöglichkeit gibt es hier nicht. Da Sarah bereits schläft, mein Magen zu knurren beginnt und wir ohnehin schon hier sind, beschließen wir, zu Mittag zu essen. Annemarie ißt mit Fabian Spaghetti und der kleine Mann genießt es, wie ein Großer auf einem eigenen Stuhl zu sitzen.

Jetzt wird es aber wirklich Zeit, unsere Fahrt fortzusetzen. der 'Schulz' beschreibt einen Stellplatz auf dem südlichsten, mit einem Womo erreichbaren Teil des Peloponnes, in Faneromeni. Dort möchten wir hin. Den Platz finden wir nach kurzer Zeit auch, jedoch wieder einmal erweist sich die gute Wegbeschreibung in diesem Standardwerk als Fluch: Der sehr kleine Platz ist bereits voller Wohnmobile. Außerdem ist das Gelände keineswegs eben. Damit einem die Suppe nicht aus dem Teller läuft, müßte man größere Unterbaukonstruktionen anfertigen. Dazu haben wir keine Lust. Mit qualmender Kupplung verlassen wir den Platz wieder im Rückwärtsgang. War die Abfahrt doch etwas zu steil?

S_p008097.jpg (7907 Byte)Mit dem festen Vorsatz, dem 'Schulz' nicht mehr alles zu glauben, setzen wir den Weg fort. 'Schulz' schreibt in seinem Buch von 1995, er sei einer unbeschilderten Straße nach Westen gefolgt, die irgendwann in eine Straßenbaustelle übergegangen sei. Letztendlich hätte der Weg aber nach Finikounda, unserer nächsten Etappe geführt. Wenn die Straße 1995 im Bau war, dann wird sie nun fertig sein, denken wir uns und nehmen den gleichen Abkürzungskurs – und landen nach einigen Kilometern in genau der Baustelle, die 'Schulz' beschrieben hat. Man darf die Griechen eben nicht überschätzen! Gut Ding will Weile haben! 

Schließlich erreichen wir Finikounda und suchen nun anhand der doch nicht so genauen Beschreibung des Herrn Schulz nach dem Strand Finiki-Beach. Den gleichen Strand sucht auch ein Wiener Ehepaar mit ihrem Wohnmobil. Wir haben sie zuvor noch in Faneromeni stehen sehen; sie müssen wohl unmittelbar nach uns aufgebrochen sein. Mal biegen sie falsch in einen Weg ein und müssen wenden, mal wir. Schließlich werden wir fündig. Der Strand ist wunderschön, wird von Schulz aber als 'Bahnhofsatmosphäre' beschrieben. 1500 Meter weiter solle es ein wirkliches Idyll geben. Bevor wir uns hier niederlassen, wollen wir auch den anderen Platz sehen, also brechen wir nach kurzen Fußbad wieder auf. Der Weg dorthin führt uns über die Baustelle einer Straße, die wahrscheinlich vor 10 Jahren begonnen wurde und spätestens in 20 Jahren fertig sein soll.

S_p008133.jpg (7332 Byte)S_p008132.jpg (8140 Byte)Schon von der Straße aus (bzw. was mal eine Straße werden soll) sehen wir an der beschriebenen Stelle mehrere Womos stehen. Wir finden auch den Weg, der hinunter führt. Wir biegen ab, folgen der Zufahrt und stehen vor tiefen, unüberwindlichen Gräben. Offensichtlich hat hier jemand etwas gegen Womos. Wie aber sind die Fahrzeuge, die hinter den Gräben stehen, dorthin gekommen?

S_p008155.jpg (9160 Byte)Zu Fuß erkunde ich das Gelände und entdecke eine neue Zufahrt. Allerdings führt die über eine mittlere Berg- und Talbahn. Macht nichts, ein bißchen Abenteuer muß sein, denke ich mir und setze unser fast 4 Tonnen schweres Gefährt in Bewegung. Es ist Schwerarbeit, das Fahrzeug dort hinunter zu bekommen. Erst jetzt fällt mir auf, daß unser Vehikel eigentlich wesentlich größer ist, als alles, was bereits am Strand steht. Unten angekommen, stellen wir fest, daß sich die Mühe doch nicht gelohnt hat. So schön, wie zunächst vermutet, ist dieses Plätzchen nicht. Also zurück an den letzten Strand. Aber jetzt schlägt die Tücke des Geschicks zu: runterwärts gings bergab. Zurück muß man den Berg hoch. Die Räder drehen durch, es staubt – wir stecken fest. Mehrere Anläufe versuche ich, das Fahrzeug gräbt sich immer tiefer ein. Annemarie, die mich von außen einweist, steht die Panik ins Gesicht geschrieben: nur hier nicht stecken bleiben! Ich setze alles auf eine Karte, schaukle mich rückwärts aus meiner Kuhle und nehme kräftig Anlauf. Ohne Rücksicht auf Verluste bleibe ich auf dem Gas und schaffe die Buckelpiste tatsächlich, ohne nochmals stecken zu bleiben. Oben angekommen, kriecht eine sichtlich erleichterte Annemarie zu mir ins Auto. Wir machen uns auf den Weg zurück zur letzten Bucht.

Dort angekommen, stellen wir unser Wohnmobil einigermaßen windabgewand auf, denn es bläst heute anständig. Danach werden die Kinder versorgt und ins Bett verfrachtet. Annemarie ist so müde, daß sie direkt bei Fabian einschläft. Ich kann noch nicht ins Bett, denn ich muß doch unsere Erlebnisse von heute für die Nachwelt festhalten.

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