Freitag, 16. August 2002

Eine herrlich ruhige Nacht verbringen wir an diesem verlassenen Ort. Als wir aufstehen, ist es bereits nach 9:00 Uhr. Auch die Kinder schlafen so lange, obwohl sie uns normalerweise viel früher aus dem Bett werfen. Wir frühstücken und danach spielen die Kinder noch etwas im Wald, bevor wir aufbrechen.

Als erste Station halten wir bei der Staumauer des Sees, in dem wir gestern Abend gebadet haben.

Wir fahren weiter auf der als Autobahn ausgebauten A92. Bei Guadix biegen wir Richtung Almeria auf die N324 ab. Die Landschaft hat sich gewandelt. Sie sieht aus wie ein riesiger Sandkasten, in welchem sich ein Fluss tief eingegraben hat. Die autobahnähnliche Straße führt an Guadix vorbei und man kann von der Straße aus Höhenwohnungen erkennen. Annemarie liest im Reiseführer, dass es hier seit 2000 Jahren bewohnte Höhlenwohnungen gäbe. Ca. ein Drittel der Stadtfläche bestehe aus den in den Löß- und Kalkboden gegrabenen, mehrzimmerigen Höhlenwohnungen. Wir biegen von der Autobahn ab, um uns diese Stadt etwas näher anzuschauen.

Wenn man aus dem Norden kommend in die Stadt einfährt, dann hält man direkt auf die gewaltige Kathedrale zu.

Nachdem ich den Motorroller abgeladen habe, mache ich mich auf den Weg zur Troglodytensiedlung (Höhlenwohnungen) im Norden der Stadt.

Diese Wohnungen sind keine Armenhäuser, sondern gehören zum ganz normalen Stadtbild. Unser Reiseführer (Peter Meyer, Andalusien) erklärt, dass diese Wohnungen im Sommer keine Klimaanlage und im Winter keine Heizung benötigten.

Nach dieser Pause fahren wir weiter. Die Autobahn führt an den kahlen Felsenbergen der Sierra Nevada entlang.

Neben der Straße sehen wir eine Windhose. Sie zieht von einer zweiten, kleineren gefolgt, durch das Tal und wirbelt große Mengen Staub mit sich hoch.

Allmählich wird die Landschaft immer kahler. Wir kommen in die einzige Wüste Europas. Rund um Tabernas gibt es nichts als kahle Landschaften und ausgetrocknete Flussbetten.

Der einzige Fremdkörper in dieser grandiosen Landschaft ist die Autobahn.

In dieser einzigartigen Kulisse entstanden einige Western. Drei Westerndörfer, die gegen Eintritt besichtigt werden können, bildeten die Kulissen für Filme wie "Eine Handvoll Dollars" oder "Der Schuh des Manitu".

Sierra Leone ist das kleinste der drei Westerndörfer.

Am Eingang zu Texas Hollywood prangt ein Plakat, das darauf hinweist, dass in dieser Kulisse der Schuh des Manitu gedreht wurde. Außerdem weist ein weiteres Plakat darauf hin, dass zur Zeit wieder Dreharbeiten im Gange seien. Der Schuh des Manitu 2?

Wir kurven etwas in der Wüstenlandschaft herum, etwas unschlüssig auf der Suche nach einem Platz für die Nacht, obwohl es erst 17:00 Uhr ist. Dabei bleiben wir einmal fast im Sand stecken. Der Boden sieht fest aus, aber die lose, steppenartige Bewachstung trügt: der Untergrund besteht aus losem Sand. Wir haben noch einmal Glück gehabt, mit rutschender Kupplung schaffe ich es, das Wohnmobil wieder auf tragfähigen Untergrund zurück zu bringen.

Wir fahren weiter und kommen heute noch bis kurz hinter Sorbas, wo wir uns auf den Parkplatz der Cuevas de Sorbas (Karsthöhlen) stellen, um zu übernachten. Im Licht der bald untergehenden Sonne schwinge ich mich nochmals auf den Motorroller, um noch ein paar Eindrücke der Stadt Sorbas zu sammeln. In der Stadt scheint man eine Fiesta vorzubereiten. Die meisten der engen Straßen sind unpassierbar. Zwischen den Häusern sind Girlanden aufgehängt und jeder freie Platz scheint mit Rummelplatzattraktionen zugestellt zu sein.

Die Stadt Sorbas steht auf einer Klippe am Rande eines ausgetrockneten Flußbetts, wie am Rande eines Canyons.

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