Wir frühstücken und brechen danach auf. Bis hinter Gallipoli finden wir jedoch keinen Platz, der uns zusagen würde, obwohl wir mehrere Versuche starten, zum Meer zu fahren. Es liegt nicht daran, dass es keine Stellplätze gäbe. Einsame Traumplätzchen gibt es zuhauf. Oft stehen dort auch vereinzelte Wohnmobile. Wir suchen jedoch einen Sandstrand für die Kinder und die gibt es hier nicht. Die ganze Küste zwischen Punte Prosciuto, wo wir zuletzt standen und Torre del Pizzo hinter Gallipoli besteht entweder auch dicht belagerten Badebuchten, meist im Bereich von Ortschaften oder schafzackigen Felsküsten.
Einer der Abstecher ans Meer führt uns auf einen sehr schlechten Staub- und Felsweg, der in seinem Verlauf immer unpassierbarer wird. Nach ca. 100 Metern beschließen wir, umzukehren. Doch dies ist leichter gesagt als getan. Beim Versuch, rückwärts in einen abzweigenden Weg zurück zu stoßen, um zu wenden, bleibt unser schweres Mobil einfach mit durchdrehenden Rädern stecken. Nichts geht mehr – weder vorwärts, noch rückwärts. Der Staub des Weges ist so fein, dass er das Profil der Reifen vollständig zugesetzt hat und jetzt drehen die Räder ohne Widerstand, sogar im Standgas, ohne das das Wohnmobil sich noch irgendwie bewegt.
Dabei haben wir uns nicht eingegraben. Der Untergrund ist fest aber verdammt rutschig. Wir versuchen, das Wohnmobilen durch Anfeuchten des Staubs und mit Unterlegkeilen flott zu bekommen – vergeblich. Am Ende hilft die Einfachste alle Lösungen: schieben. Annemarie sitzt am Steuer und ich schiebe das Wohnmobil zurück. So kommen wir wieder frei.
Auf einem Parkplatz am Meer bei Torre del Pizzo [21] lasse ich das Wohnmobil stehen und lade den Roller ab. Damit bin ich beweglicher und kann besser nach einem neuen Platz für uns suchen. Die Kinder bekommen derweil das Mittagessen zubereitet.
Die Küste bis Marina San Giovanni besteht aus Felsen. Immer wieder sieht man vereinzelte Wohnmobile auf den Felsen am Wasser stehen. Die Menschen liegen auf den Felsen und baden in kleinen Fels- oder Sandbuchten.
Alles in Allem empfinden ich die Küste trotzdem sehr angenehm. Das liegt wohl vor allem daran, dass sie hier nicht so eng besiedelt und touristisch ausgebeutet ist. In Marina San Giovanni beginnen weiße Sandstrände. Hier finde ich auch den ersten Sosta Camper, der gigantisch groß ist und über hundert Wohnmobilen Platz bietet.
So viele italienische Mobile stehen hier wohl auch. Ich frage nach dem Preis und bekomme verständlich gemacht, dass die erste Nacht 20 Euro, alle weiteren Nächte 15 Euro kosten. Ich fahre weiter und gelange an den Lidi Pineta, wo das freie Campieren laut eingier Schilder strengstens verboten ist:
Allerdings ist der Wald derartig voll, dass es für uns ohnehin keinen Platz gäbe. Einen letzten Versuch starte ich noch, indem ich Torre Mozza [22] ansteuere. Hier habe ich Glück. Es gibt hier Sandstrände, einen Sosta Camper und auch jede Menge frei stehende Mobile direkt am Strand. Also für jeden etwas. Ich fahre die 30 Kilometer zum Wohnmobil zurück und komme total ausgetrocknet dort an. Erst nach einem Liter Wasser und etwas zu essen kehren meine Lebensgeister zurück. Anhand der Bilder erstatte ich Bericht. Wir brechen auf und erreichen Torre Mozza am frühen Abend. Unterwegs füllen wir noch unsere Wasservorräte auf.
15 Euro kostet die Übernachtung in dem Sosta Camper. Zum freien Stehen haben wir momentan keine Lust. Lieber stellen wir das Wohnmobil auf einen bezahlten Platz und bauen unser Domizil auf. Zum Abendessen gibt es Brathähnchen aus der nahen Ortschaft. Als die Kinder gegen 22 Uhr endlich im Bett sind, machen wir Eltern es und noch ein wenig vor dem Wohnmobil gemütlich. Allmählich kommt ein leichter Wind auf, der etwas Abkühlung bringt. Annemarie schmökert an ihrem Buch und ich mache das Gegenteil: ich schreibe unsere Erlebnisse nieder…