Freitag, 10. August 2001

Wieder einmal wache ich auf, weil das monotone Motorengeräusch nachlässt. Ich drehe mich noch einmal um. So schnell werden wir auch nicht ausladen. Kurze Zeit später ist überhaupt kein Motorengeräusch mehr zu hören. Haben wir womöglich schon angelegt? Leise klettere ich über die noch schlafende Annemarie hinweg, und steige die Alkovenleiter hinab. Die Kleinen schlafen auch noch selig. Ich ziehe mich an und steige aus. Jörn steht bereits an der Reling. Wir liegen ausserhalb der Bucht von Çeşme vor Anker. Es ist bereits 7:00 Uhr und es gibt einen Anlegestau, weil nur drei Anlegestellen zur Verfügung stehen und diese zur Zeit belegt sind. Es warten noch drei weitere Schiffe vor der Bucht auf Abfertigung. Das kann jetzt nochmals lange dauern. Wir suchen uns zwei Stühle und tauschen pessimistische Voraussagen über den Zeitpunkt, wann wir wohl den Hafen verlassen können, aus. Meine Voraussage ist Mittag. Ich sollte recht behalten.

Der Hafen von Çeşme

Wir liegen etwa zwei Stunden in der Bucht von Çeşme, dann kommt plötzlich Bewegung in die Mannschaft des Schiffes. Die Motoren werden angelassen und der Hafen kommt näher. Inzwischen haben wir gefrühstückt und jetzt räumen wir schnell auf. Ich vermute, dass hier gleich die Hektik ausbrechen wird. Wieder richtig. Mittlerweile hat das Schiff 9 Stunden Verspätung, die man bestimmt wieder hereinholen muss. Dementsprechend hektisch werden die Wohnmobile aus dem Campingdeck heraus gewunken.

Nachdem wir von Bord sind, müssen wir uns bei der Polizei zur Passkontolle anstellen. Alle Passagiere des Schiffes stehen hier in der brütenden Hitze.

Annemarie, weil Österreicherin, hat kein Visum, dass sie sich erst in einem anderen Schaltergebäude für 25.-DM besorgen muss. Zwischendurch wechsle ich ein paar Mark in türkische Lira um, damit wir wenigstens etwas flüssig sind. Der Kurs beträgt gerade 606.000 Lira für eine DM. Als die Passkontrolle geschafft ist, stellen wir uns mit dem Wohnmobil in die lange Reihe der Fahrzeuge, die den Hafen verlassen möchten. Auch hier erfolgt nochmals eine Kontrolle. Dem entsprechend langsam geht es auch hier voran. Schließlich haben wir es aber geschafft. Keine Beanstandungen! Wir verabschieden uns nochmals von Familie Lehmann aus Berlin, die eine andere Richtung einschlägt wie wir und machen uns auf den Weg.

Etwa 50 Kilometer müssen wir Richtung İzmir fahren, um dann, bei Güzelbahçe, Richtung Kusadasi abzubiegen. Der Straßenbelag der türkischen Straßen ist sehr schlecht. Unser Wohnmobil gibt Geräusche von sich, die ich bis jetzt noch nie gehört habe. Selbst die Besteckschublade meldet sich zu Wort.

Gemütlich rumpeln wir bis Doğanbey. Die Kinder sind bei der Schaukelei eingeschlafen, und werden hier, gerade rechtzeitig, wach, denn wir haben Hunger und sehen neben der Straße ein kleines Restaurant, wo wir zum Mittagessen einkehren möchten. Wir werden eingeladen, in die Küche zu schauen, wo man uns längliche Pizzen, sie heißen hier Pide, zeigt. Wir bestellen für jeden von uns eine. Kaum haben wir Platz genommen, steht schon ein leckerer Salat mit Tomaten und Ruccola auf dem Tisch. Kurze Zeit später kommen die Pides. Wir haben kaum aufgegessen, schon wird eine große, aufgeschnittene Portion Wassermelone aufgetragen. Danach stellt uns der Wirt auch noch eine Schale leckerer Weintrauben auf den Tisch. Wir können kaum noch 'Papp' sagen! Das Ganze kostet am Ende 10 Millionen Lira!

Nach dem gemütlichen Mahl setzen wir die Fahrt fort. Allerdings nicht weit, denn wir haben den Kindern versprochen, dass es nach dem Essen zum Baden geht. Und so nehmen wir die nächste, sich bietende Gelegenheit, zum Meer abzubiegen. Direkt am Strand bleiben wir stehen, schnappen uns die wichtigsten Badeutensilien und sind auch schon im Wasser.

Den Nachmittag bringen wir größten Teils im Wasser zu. Als es Zeit wird, weiter zu fahren, duschen wir uns wieder mit unserer Außendusche ab. Das erregt die Aufmerksamkeit einer türkischen Familie, die ebenfalls zum Baden am Strand ist. Der Familienvater erhebt sich und kommt zu uns herüber. Er grüßt freundlich und schaut unser Wohnmobil sehr interessiert an, woraufhin wir ihn hineinbitten und unsere Ferienwohnung von innen zeigen. Er ist sehr beeindruckt, bedankt sich freundlich und wir verabschieden uns wieder.

Unsere Fahrt geht weiter Richtung Kusadasi. Unterwegs trinken wir einen Kaffee in einem kleinen Café bei einer BP-Tankstelle. Der Inhaber spricht ein wenig Deutsch und lässt sich von uns beraten, was er am Besten auf eine deutsche Reklametafel an der Straße schreiben soll. Wir schreiben ihm verschiedene Alternativen auf.

Bei Pamucak biegen wir wieder zum Strand ab. Hier gibt es einen festgefahrenen Weg auf dem Sand. Vereinzelt stehen Wohnmobile am Strand. Wir fragen einen Franzosen, der hier mit dem Wohnmobil steht, ob es sich hierbei um einen Campingplatz handelt. Er erklärt uns, dass es ein freier Platz sei. Er stehe schon vier Tage hier.

Das ist ein freier Platz direkt am Strand von Pamucak

Mir ist die Angelegenheit allerdings etwas zu sandig und so lade ich den Roller ab, um die Gegend zu erkunden. Direkt in der Nähe finde ich einen gemütlichen Campingplatz, der uns 13.000.000 Lire pro Tag kosten würde. Ich besichtige den Platz und finde einen schönen Stellplatz unter Bäumen. Also fahre ich zurück an den Strand, um die Familie und das Wohnmobil zu holen.

Gleichzeitig mit mir trifft auch ein Münchner Carthago Wohnmobil auf dem Strand ein. Eine Familie mit zwei größeren Töchtern steigt aus. Wir erklären, dass sie unseren Stellplatz haben könnten, da wir auf den Campingplatz wechseln würden. Während ich den Roller wieder auflade, spricht die jüngere der beiden Mädchen Annemarie an, ob wir vielleicht zufällig letztes Jahr in Sardinien gewesen seien. Die ältere Tochter hatte unseren letztjährigen Reisebericht herunter geladen und nach ihm seien sie zu Pfingsten ebenfalls in Sardinien gefahren. Tja: langsam werden wir berühmt <g>. Wir unterhalten uns noch etwas, müssen uns  aber schließlich verabschieden. Wir möchten doch noch auf den Campingplatz.

Es sind nur ein paar Meter bis dort hin. Wir stellen das Wohnmobil auf, packen ein paar Dinge aus, duschen noch schnell und gehen dann hervorragend im Restaurant essen.

Als wir zurück kommen, sind die Kinder längst überfällig fürs Bett und auch wir Erwachsenen gehen bald schlafen.

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